01. MS RITA M Ex HERBERT ex MORIAN Binnenschiff / Stahlschiff

Das müßt ihr gelesen haben, was das für ein Schiff war, und wie alt es damals, 1965 schon war. Da macht man sich heute doch Gedanken darüber.

Rufzeichen: DJMN / DGPO / BRT: 94 / BRT 119 (1936) / BRT: 147,15 (1952) / tdw: 22 (1928) / 175 (1936) / NRT: 50 (1928) / NRT: 175 (1936) / NRT: 85 (1952) / tdw: 220 / Länge: 24,70m (1928) / 30,96m (1936) / Breite: 5,25m / Breite: 5,53m / Seitenhöhe / Tiefgang: 2,06m (1928) / 2,20m (1936) / 258m (1952) / Maschine: Humboldt-Deutz PS: 50 (1937) / Knoten: 7 / Bauwerft: Wilhelm Holtz, Cranz-Neuenfelde                                                                                                                                                     Stapellauf und Ablieferung 1928 / Reederei und Auftraggeber: Icheln August aus Neuenfelde als HERBERT. Dann, im April 1937, wurde der Motor in das Schiff eingebaut.                                                 Am 06.07.1949 wurde das Schiff als HERBERT an die Reederei: J. Amandus & H. P. Sumfleth, Hove, mit Heimathafen Hamburg, übergeben.                                                                                                           1949 wurde H. P. Sumfleth Miteigentümer. 1952 wurde das Schiff erhöht, umgebaut und verlängert, nun 147 BRT / 85 NRT / 220 tdw. Die Länge war dann 30,96m x 5,53 x 2,58m. 1955 ging das Schiff an H. Fischer und wurde in Uetersen als MS MORIAN registriert. 1964 ging das Schiff in den Besitz von Helene Fischer über, hatte immer noch den Namen MS MORIAN. Nun endlich kam mein Schiff. 1965 kaufte es Hinrich Marx aus Warstede, Heimathafen Hamburg. Es erhielt den Namen MS RITA M. Die RITA M ging dann 1969 an das Land Niedersachsen / Stade. 1970 an die H. Tiessen OHG, Kiel. 1974 wurde das Schiff in der Bundesrepublik zum abwracken freigegeben. Herr Kapitän Heinrich Marx starb viel zu früh. Das war 1968 im Alter von nur 59 Jahren. Das ist mein jetziges Alter. Am 31.03.1965 fing ich als Kochsjunge unter Kapitän Joh. Heinrich Marx auf diesem Schiff an. Ich weiß noch heute, wie Damals, als alles begann. Mein Vater suchte für mich ein Schiff, und so traf er auf diesen Kapitän und Eigner. Er verhandelte mit Ihm. Dafür, dass er mich vermittelt hatte, glaube ich, bekam er noch 50 oder sogar 100 DM, warum auch nicht. Das Schiff lag irgendwo im Hafen von Harburg. Es war Ebbe, und als ich an der Pier ankam, lag das Schiff ganz weit unten. Ich dachte nur, was tat mein Vater mir da an. Meine Brüder, Rainer und Willi, genannt Lümmel, fuhren auf großer Fahrt. Der eine bei der Reederei J. Schröder aus Hamburg auf der MS JOHN SCHRÖDER, als Kochsjunge. Der andere auf den Rio Schiffen: RIO BARIMA, RIO ORINOCO, RIO CARONI, HARRY JEFFRIES, als Messjunge, später dann als Messsteward. Selbst meine Mutter und meine Schwester fuhren auf den Seebäderschiffen HEIN GODENWIND und der ALTEN LIEBE, sowie der WAPPEN VON HAMBURG. Die Schiffe waren ja mächtiger, größer.......................oder? Aber Vertrag ist Vertrag, und man hatte mir beigebracht, zu gehorchen. Ich kletterte mit meinem Sack und Pack die Treppe an der Kaimauer hinunter an Deck. An auspacken war ja gar nicht zu denken. Mein Vater ging erst einmal nach achtern, um Klönsnack mit dem Kapitän zu halten. Ich mußte gleich mit anpacken. Da waren zwei Matrosen, die machten seeklar. Scheerstöcke verschieben, Luckendeckel dicht, zweimal Persennige drauf, Schalklatten aus Eisen an den Seiten, und dann wurden die Keile mit ´nen Fäustel festgehauen. Dann erst ging ich nach achtern. Aber da sollte ich ja gar nicht hin, denn die Kajüte für die Mannschaft war vorne unter der Back. Mit einem kleinen Einstieg ging es dann nach unten. Mir wurde meine Koje zugeteilt. Es war alles ein bißchen schmuddelig hier. Sechs Kojen, aber wir waren nur drei Mann. Die Matrosen waren in Ordnung und gute Freunde. Sie ließen mich in Frieden und gaben Tipps. Ich lernte schnell dazu. Da war ein Bollerofen vorne, den mußte ich immer anschmeißen. Die Wäsche wurde auf einem Ölofen gekocht, und dann geruffelt und gewaschen. Getrocknet wurde vorne, denn da waren mitten im Raum, Leinen gespannt. Ich kochte Essen für die fünf Mann Besatzung. Wir hatten auch einen Steuermann an Bord. Der kam erst kurz vor dem Auslaufen. Ich versah auch alle Arbeiten an Deck und in der Maschine, die man mir auftrug (z.B.: Rost stecken, malen usw). Ich ging sogar auch Wache mit, und lernte gleich von vorn herein das Steuern eines Schiffes. Es war zwar ein kleines Schiff, aber ich war stolz darauf. Viele Ausdrücke der Seefahrt kannte ich bereits, denn ich bin in Hamburg-Altona, direkt am Neuen Fischereihafen in der großen Elbstraße, groß geworden. Am Hang, vor dem Elbberg, gegenüber, war die Heuerstelle der Hochseefischerei. Rechts davon das Fischerreihafen-Restaurant >Sellmer<. So fuhren wir Richtung Dänemark, ich glaube wir hatten Getreide geladen, die Elbe herunter, an Schulau (Willkommenshöft - die Schiffsbegrüßungsanlage) vorbei. Vorher war noch Blankenese und das Falkensteiner Ufer zu sehen. Danach kam Wedel, und die Elbe weiter herunter, an den kleinen Häfen: Uetersen, Elmshorn, Kollmar, Glückstadt, Wewelsfleth (wo die Hugo Peters Schiffswerft zu Hause ist). Auf dieser Schiffswerft wurden sehr schöne Küstenmotorschiffe gebaut. Ich bin auf vielen von denen gefahren. Die Stadt Itzehoe und der Hafen liegen dahinter an der Stör. Danach kamen die Schleusen von Brunsbüttel in Sicht. Wir schleussten hoch in den Nord-Ostsee-Kanal, und fuhren die fast 100 Kilometer nach Kiel. In Kiel-Holtenau schleusten wir wieder, fuhren dann in die Kieler Bucht, am Feuerschiff vorbei, welches es heute nicht mehr gibt. Die Reise ging weiter in Richtung Amager, zum Hafen Kastrup, in Dänemark. Bei gutem Wind hatten wir noch ein Segel zu setzten, dadurch liefen wir dann 1 - 3 Meilen mehr. Wir hatten Glück, denn wir lagen zum Wochenende in Kastrup. Ich, der Anfänger in der Seefahrt, hatte nicht viel Geld. Meine wenige Heuer, glaube ich, waren 78,00 DM. Das meiste Geld verdiente man damals mit Überstunden. Die Matrosen gingen an Land und brachten jeder ein dänisches Mädel mit. Da ich keines hatte, sagten sie zu den Mädels: "Macht mal, das ist ein neuer Junge, noch Frisch bei der Seefahrt". Ich muß eingestehen, das war vom Feinsten, und ab da war ich dann immer der erste an Land. Wir fuhren noch viele dänische Häfen an, wie z. B.: Skive, Randers, Aalborg, Kopenhagen, Nestvaed, Korsör,Vejle, Svendborg, Kolding, Rönne, Abbenraa, Aarhus und noch viele mehr. Wir fuhren auch in Deutschland verschiedene Häfen an. Ja, ich habe Deutschland, Europa und die Welt kennengelernt, aber nur von der Wasserseite aus. Schade, ich hatte nach 2,5 Monaten einen Unfall an Bord und mußte an Land bleiben. Die Mannschaft und der Kapitän, Hein Marx, waren schwer in Ordnung. Das Schiff hatte noch keine Automatik und keinen Radar. Wir mußten noch Ankerwache gehen und auf der Back im Nebel glasen, mit der Schiffsglocke. Mit dem Nebelhorn tuten, den drückte man mit Kraft herunter. Man stand mit den Schuhen drauf. Gerudert wurde noch mit Hand. Ich, als Kochsjunge, mußte Essen kochen, Backschaft machen, an Deck arbeiten, Kajüten reinigen und Steuern. Eigentlich lernte ich ja fast alles, was ein Matrose lernen sollte. Ich wollte sogar Kapitän werden. Das ging doch nicht, denn ich habe eine rot-grün Schwäche. Die Ampeln auf der Straße erkenne ich aber trotzdem (haha).                                         Am 28.01.2009 geschrieben Copyright by  Hans-Jürgen Fischer