20. Finkenwerder`s Fischkutter NIXE HF 551

Am 26.03.1970: Kalter Wind treibt Schnee am Ausrüstungskai beim Altonaer Fischmarkt vor sich her. Trotzdem sind viele fröhliche Gesichter zu sehen. Über die Toppen geflaggt liegt an der Pier die neue NIXE HF 551. Einer der neuesten und modernsten Fischkutter der Finkenwerder Flotte. Ca. 9 Uhr hieß es dann, „Leinen los" zur Werftprobefahrt. Fischer und Kapitän Hans Jacob Mewes (48 Jahre) freut sich über seinen neuen Kutter. Nun hat auch Finkenwerder den ersten der neuen Klasse, der Küstenfischerei.                                                                                                                              Unterscheidungssignal: D.H.P.N.; Daten der "NIXE" HF-551; BRT: 133,85; Länge: 31,7m; Breite: 6,4m; Tiefe: 3,6m.                                                                                                                                                                 Das Schiff hat einen 500 PS Dieselmotor und eine Geschwindigkeit von 11 Knoten. Der Kutter hat größeres Geschirr und eine Kurre, ein Schleppnetz. Die neue Ausrüstung ist mit Radar, Echolot, Echoschreiber, und, von feinster neuer Qualität, Navigations- und Funkgeräte. Entworfen und gebaut wurde der Fischkutter auf der sehr bekannten Schiffswerft, Spezialisiert für Kümos (Küstenmotorschiffe), J. J. Sietas in Hamburg-Neuenfelde.  Soweit ich mich noch erinnern kann, hatte die NIXE ein Schwesterschiff mit dem Namen HANSA, auch in Hamburg Finkenwerder beheimatet. Steuermann war Jan Mewes, der Sohn des Eigners. Boots- und Bestmann war ein dicker Pummeliger aus Finkenwerder, der sehr lange bei Hans-Jacob fuhr. Netzmacher war ein Sachse, damals geflüchtet aus der ehemaligen DDR. Der Koch war ich,  Hans-Jürgen Fischer aus Hamburg-Altona. Hans-Jacob war so Stolz, dass er einen Schiffskoch an Bord hatte, welches er immer wieder seinen Fischerkollegen über UKW mitteilte. Hans Jacob bekam jeden morgen seine Puddingsuppe zum Frühstück. Das frisch gekochte und gebratene Essen mochten alle. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich schöne Schollen gebraten hatte. Die hatten so gut geschmeckt, dass ich immer Schollen braten mußte. Die Seeleute aßen vorher immer gekochte Schollen. Der Familienname war typisch für Finkenwerder Mewes, Mohr, Lieb, Fick, Fock und viele andere. Über der Koje hatte Hans Jacob, der Eigner und Kapitän, den Spruch hängen: „SEEFART ist NOT“, der Sohn hatte den Spruch „Finkwarder blifft Finkwarder un geiht nich von de See“. Finkenwerder hatte mal eine Fischkutterflotte von 176 Kuttern. Bis ca 1900 blieben 38 Fahrzeuge auf See und von 1900-1010 ca 50 Kutter.

Man hatte deshalb auch Finkenwerder „Insel der Witwen“ genannt. Ja, es war eine harte, aber auch schöne Zeit. Ich selbst habe als Schiffskoch in der Fischerei viel dazugelernt. Fische schlachten, Netze machen (Knübben), Spleißen und vieles, was zur Fischerei gehört. Noch heute setze ich mich daran und mache Knotentafeln und Buddelschiffe (etwas weniger). Man kennt hier an Land auch keinen Moker. Der heißt hier Vorschlaghammer oder mehr zur Küste und Hafen nennt man ihn auch Lehmann. Aber dieser Beruf ist heute immer noch hart und gefährlich. Ich hatte in der Kutterfischerei auch Schleppwache und lernte dadurch Schiffe zu Fahren. Hier zum Beispiel, mit dem Decca Gerät und  nach dem Kompass. Auch ein Koch hatte die Büddels voll und hatte gut gefischt. Ich selbst war auf den Fischkutter HF 460 GODENWIND, HF-262  KATHARINE und der HF 551 NIXE, von der Elbinsel Finkenwerder, die heute schon keine Insel mehr ist. Dann war ich auch noch auf dem Heringslogger SG-2 HERMOD aus Glückstadt als Matrose, sowie auf den Fangfabrikschiffen der Reederei Pickenpack aus Hamburg-Altona. Am Ausrüstungskai die Schiffe FMS Hans Pickenpack und FMS Julius Pickenpack. Man lernt im Leben nie aus.                                                                                                 Am 01.01.2011 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer