26. MS Arktis

Rufzeichen: DICL / BRT: 498 / NRT: 378 / tdw: 1.370 / TEU: 72 / LüA: 76,30 / Breite: 11,98 / Tiefgang: 3,93 / Seitenhöhe: 6,40 / Antrieb: 1 4-Takt-8-Zyl. / Masch.: Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Köln / PSe: 1000 / Kn: 13 / Bauwerft: Husumer Schiffswerft / Bau-Nr.: 1292 / Stapellauf: 05.05.1970 / Ablieferung: 09.06.1970.
Gebaut für Willi Lührs, Hamburg, als KRfPR. 1972 umbenannt in TOR TIMBER. 1976 umbenannt in ARKTIS. 1979 an Reiner Wolter als KRfPR. 1982 an Claus Speck als KRPR, umbenannt in BIRTE. 1989 an Skibs AS Venito, Egernsund (NIS), Mgr. O. Turjussen AS, umbenannt in SOKNA. 1991 an Sokna K/S, Haugesund (NIS), Mgr. Auklandshamn Managem. A/S. 1994 neu vermessen, 1372 BRZ / 529 NRZ. 1995 in Fahrt.

Am 02.12.1975  musterte ich bei der Reederei Willi Lührs aus Wischhafen, in Wischhafen beim Seemannsamt, auf dem Küstenmotorschiff MS ARKTIS als Koch an. Da der Reeder nach Holland fuhr, nahm dieser mich gleich mit nach Maasluis, in Holland am Fluss, nach Rotterdam. Da lag nun das sehr schöne Schiff. Es wurde gebaut bei der Husumer Schiffswerft, die zur damaligen Zeit sehr schöne Schiffe baute. Das Schiff war schon als Containerschiff gebaut, ich war begeistert von den Einrichtungen des Schiffes. Die Küche sehr geräumig, davon ab ein gekühlter Gemüseraum und noch extra ein Frostraum (Tiefkühlraum), dazu dann noch ein Proviantraum. Der Sohn des Reeders fuhr dieses Schiff als Kapitän, zu diesem Zeitpunkt fuhr auch seine Frau mit. Was ich als erstes sah war, dass wir auch fertig Essen an Bord hatten, aber nur zum Testen. Jedoch kam das nicht so gut an, also mußte ich weiterkochen. Zum guten aber kam es mir, wenn ich manchmal samstags oder sonntags einen Tag freimachte. Die ARKTIS hatte 499 BRT., mit dem Heimathafen Hamburg, wo ich immer Stolz drauf war. Das Schiff fuhr in Charter für –Geest - Nordsee – Line – Holland. Nach England rüber Container mit Gemüse, Schinken und viel Käse aus Holland und anderes. Auch Blumen und Tulpen aus Amsterdam. Auf der Rückreise dann meist die leeren Container und an Deck Caravans (Wohnmobile), für das Festland. Wenn einer durch Schlechtwetter beschädigt war, konnte man diesen  günstig erwerben. Aber zu dieser Zeit war Camping noch nicht mein Ding. In England ging ich selten an Land. Aber in Maasluis, da war es schon anders. Gleich an der Pier, am Ende, war das Fährhaus. Ein  Cafe an der Fähre. Wir wurden dort aufgenommen, als wenn wir Holländer währen. Selbst in der Stadt kannte man uns sehr gut, ich freundete mich sogar mit einem Taxifahrer an. Dieser kannte sich ja bekanntlich gut in der Umgebung aus. Auf der anderen Seite, da wo wir immer lagen, lagen die Hochseeschlepper von der Holländischen Bergungsfirma „SMIT“. Bergung,  die ja, wie auch „Bugsier“, weltweit ihre Standorte hatte. Dann war da noch die Geschichte mit den Zwillingen an Bord. Eine Reise, wir kamen von Great Yarmouth in England, einlaufend in Maasluis (bei Rotterdam). Was war da an der Kai los? Wir staunten gar nicht schlecht, standen doch Zwillinge dort und schauten uns lächelnd an. Waren die etwa für uns bestimmt? So war es dann auch. Der Kapitän (Sohn des Reeders) kam zu mir, und teilte mir mit, dass die beiden für den Koch bestimmt sind. Da hat sich mein Vater wieder etwas einfallen lassen. Einer war als Messejunge und der andere als Kochsjunge gemustert. Später stellte sich heraus, die beiden konnte man nicht trennen, und so mußte unser Reeder beide nehmen. Sie erledigten alle aufgetragenen Arbeiten. Sie mußten sogar an Deck und in der Maschine mitarbeiten. Es waren sehr nette Jungs, höflich, freundlich, und hatten nicht mal Widersprüche gegen uns. Einer der beiden schaute von der Offiziersmesse in die Küche und der andere von der Mannschaftsmesse aus. Wenn dieses gleichzeitig geschah, mußte man denken, man sieht alles doppelt! Es war eine sehr schöne Zeit mit den Zwillingen an Bord. Wir hatten viel Spaß mit den beiden und mußten oft lachen. Ja, so schnell wird man dann zum Ausbilder. Selbst die kleine Geschichte mit der Susi, ein Spitzname eines Decksjungen, der gerade frisch aus Hamburg kam, werde ich wohl nicht vergessen. Moses SUSI aus Hamburg mit blonden Haaren. Diesen Spitznamen hat ihm der Kapitän, der Sohn des Eigners, gegeben. SUSI hieß in Wirklichkeit, Karl-Heinz Fölster oder Förster und kam aus Hamburg-Langenhorn, Kiwittsmoor. Er kam an Bord und musterte an als Junge, Moses, an. Er war 16 Jahre jung und hatte sehr lange blonde Haare, die ihm bis zum Mors gingen. Zur damaligen Hippy- und wilden Happyzeit war das ja gar keine  Seltenheit. Da er auch Wache gehen mußte, störten die langen blonden Haare. Er hatte immer Schwierigkeiten beim sehen, wegen der langen Haare und beschwerte sich auch noch beim Kapitän. Dem Kapitän kam dann ein sehr schneller Gedanke, die Haare lassen sich doch kürzen. Diese Aufgabe wurde mir zugetan. So mußte ich, Koch Fischer, dieses dann erledigen. Ich schnappte mir die so genannte SUSI, und sprach lange auf ihn ein, bis er nachgab. Abends in der Messe war es dann soweit. Ich nahm die Haare in eine Hand und schnitt sie ihm Höhe unteres Ohr einfach ab, ich nannte es Menagenschnitt. Er war wohl ein bisschen entsetzt, über die gekürzten Haare. Aber ich glaube,  wenn er gekonnt hätte, wer weiß, was aus mir geworden wäre. Daraufhin wechselte SUSI lange Zeit kein Wort mehr mit mir, aber das Essen schmeckte ihm trotzdem. Später habe ich ihn einmal in Kiwittsmoor bei Langenhorn besucht und alles war vergessen. Übrigens, das Schwesterschiff der Arktis war die MS HUSUM. Einmal kam ein Maler an Bord und dieser malte mir die MS Arktis. Dieses Bild wurde dann in Hamburg eingerahmt und ist immer noch an der Wand in unserem  Wohnzimmer. Ein sehr schönes Bild und meine Kinder haben schon ein Auge drauf geworfen. Im Frühjahr dann passierte es, wir liefen aus nach England, aber Sturm und Sturmflut waren über Norddeich Radio angesagt. Aber wir liefen aus in Richtung Höek van Holland, die Einfahrt der Maas. Als wir hinausfuhren  in die Nordsee, gerieten wir in die Grundseen, so doll, das wir schnellstens umdrehten, um wieder in den sicheren Hafen zu kommen. Als wir an unseren Liegeplatz zurückkamen, war schon alles unter Wasser. Ich ging über die Kräne an Land, was wohl mein Verhängnis war. Denn mein bekannter Taxifreund fuhr mich in eine Disco, wo ich dann meine erste Frau kennen lernte. Sie kam aus Paraguay, Asoncion. Sie hieß Blanca Dora Negro Gonzales. Heiß wie ich war, etwas später, wurde dann  in Holland, in der Wohnung des Taxifahrers, die Verlobung gefeiert. Nun war ich verlobt und meine Verlobte durfte auch mitfahren an Bord. Es wurde an Bord gefragt, warum Koch Fischer seine Verlobte mitnehmen durfte. Daraufhin antwortete der Sohn des Reeders, er ist ja verlobt. Mit einmal hatten sich fast alle Crewmitglieder an Bord verlobt. Trotzdem waren wir eine tolle Crew, Besatzung. In Holland lebten auch viele aus ihrer Verwandschaft, Tanten usw. Es waren sehr nette Menschen, die meisten waren mit Holländer verheiratet. Ende Mai dann packten wir unsere Sieben Sachen, und ich musterte ab. Meine Verlobte gab ihre Arbeit auf, und wir fuhren mit dem Zug von Rotterdam nach Hamburg. Das war eine Zugfahrt. Neun große Gepäckstücke und ein Hamster, der mußte mit. In Hamburg dann angekommen, fuhren wir doch lieber mit dem Taxi in meine Wohnung. Diese Wohnung hatte ich schon immer. Andere Seeleute wohnten immer im Seemannsheim. Dann heirateten wir im Standesamt Eimsbüttel und meine Blanca hieß dann, Blanca Dora Fischer de Negro Gonzales. Wir hatten nach deutschem Recht geheiratet, und sie bekam auch gleich eine Arbeitsgenehmigung. Leider hat diese Ehe neu Monate und die Scheidungszeit ca. zwei Jahre gedauert. Ich habe dann 1978, als der große Schneesturm 1978/79 war, in Hamburg-Eidelstedt / Lurup meine jetzige Frau kennen gelernt. Das Schiff die, Arktis, vermisse ich noch heute. Aber gibt es für Deutsche eigentlich noch Jobs bei der Seefahrt?

Zwillinge an Bord

Einlaufend in Maasluis (bei Rotterdam) mit der MS ARKTIS, Reederei Lührs aus Wischhafen. Was war da an der Kai los? Wir staunten gar nicht schlecht, standen doch Zwillinge dort. Waren die etwa für uns bestimmt? So war es dann auch. Der Kapitän (Sohn des Reeders) kam zu mir, und teilte mir mit: "Die beiden sind für dich bestimmt". Da hat sich mein Vater wieder etwas einfallen lassen. Einer war als Messejunge und der andere als Kochsjunge gemustert. Sie erledigten alle aufgetragenen Arbeiten, und mußten sogar an Deck und in der Maschine arbeiten. Es waren sehr nette Jungs, höflich, freundlich, und hatten nicht mal Widersprüche gegen uns. Einer der beiden schaute von der Offiziersmesse in die Küche und der andere von der Mannschaftsmesse aus. Wenn dieses gleichzeitig geschah, mußte man denken, man sieht alles doppelt! Es war eine sehr schöne Zeit mit den Zwillingen an Bord. Wir hatten viel Spass zusammen.

Moses SUSI aus Hamburg mit blonden Haaren

Dann war da noch der Moses, SUSI (Spitzname) genannt. Diesen Spitznamen hat ihm der Kapitän (Sohn des Eigners) gegeben. SUSI hieß in richtig Karl-Heinz Fölster und kam aus Hamburg Kiwittsmoor. Er kam an Bord und musterte an als Jungmann. Er war 16 Jahre jung und hatte sehr lange blonde Haare, die ihm bis zum Mors gingen. Da er auch Wache gehen mußte, störten die langen blonden Haare. Er hatte Schwierigkeiten beim sehen, wegen der langen Haare. Dem Kapitän kam dann der Gedanke, die Haare lassen sich doch kürzen. So mußte ich, Koch Fischer, dies dann erledigen. Ich schnappte mir die so genannte SUSI und sprach lange auf ihn ein, bis er nachgab. Abends in der Messe war es dann soweit. Ich nahm die Haare in eine Hand und schnitt sie ihm?Höhe unteres Ohr einfach ab, ich nannte es Menagenschnitt.?Er war wohl ein bisschen entsetzt, über die jetzt kurzen Haare. Darauf wechselte SUSI lange Zeit kein Wort mehr mit mir, aber das Essen schmeckte ihm dann doch noch.                                                                                                                      Meine Fahrenszeit auf dem Schiff als Koch war vom 02.12.1975 bis zum 25.05.1976. Eine sehr schöne Zeit.                                                                                                                                                                               Am 13.04.2011 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer