12. Fischkutter: HF 462 Katherine

Zwischenzeitlich fuhr ich auf einem Fischkutter von Hamburg- Finkenwerder, HF. 462 Katherine. Eigner: Heinz Lieb aus Finkenwerder und Hinr.Martin Heinrich. Erbaut 1947 bei der OEW in Hamburg. Unterscheidungs-Signal: DGTF; BRT:65,58 und nach der Verlängerung 81,96 BRT, Länge: 19,21m nach der Verlängerung 23,20m; 1996 nach Bremerhaven verkauft als ODIN III, Heimathafen Hamburg-Finkenwerder.                                                                                                                                                             Ich war hier als Netzmacher gemuster und bekam 13% vom Fanganteil (Markterlös). Wir waren vier Mann an Bord. Kapitän: Heinz Lieb, Steuermann: Rudi Lieb, der durch einen tragischen Unfall an Bord ums Leben kam, und dann noch ein Matrose, Name: habe ich leider vergessen, und ich als Netzmacher. Ich hatte am 20.02.1969 auch einen schweren Unfall an Bord. Wir waren bei Windstärke 8-9 an der dänischen Küste Höhe Esbjerg und Limfjord am Fischen, mit dem Grundschleppnetz. Die See wurde immer höher und rauer. Heinz rief aus dem Brückenfenster heraus: ,,Hiev Up, dat ward to schlecht, dat Wedder". Wir hievten und verstauten allns, wat nich niet und nogelfast is. Das Netz war eingeholt und wir verarbeiteten den letzten Fisch vom Hol. Schollen, Kabeljau, Steinbutt und Zunge, Taschenkrebse, hatten auch mal einen Hummer (aber der verschwand gleich), selbst Scharben waren drin. Das ist eine Abart von Schollen mit rauer Oberfläche (Habe ich nie gemocht). Aber viele haben da Finkenwerder Speck von gemacht. So, nun aber weiter im Text. Wie ich da nun am Schlachten war, mit dem Gesicht zur Brücke, ich schaute in dem Moment zur Backbordseite. Da sah ich eine Wasserwand (Welle) auf mich zu kommen und dann klaschte es auch schon an Deck. Ich schlug auf einen Schott, welches eingesetzt war, an Deck. Der Schott dient als Aufang für die Fische. Bei mir war das mittlere Nasenstück zur Seite geschoben. Es saß unter dem Auge. Ich war bei Bewusstsein und stand wieder auf. Ich schaute den Kapitän an, der mich aus dem Brückenfenster ansah. Der mußte erst einmal heftig Lachen, obwohl mir da nicht zumute war, denn ich schaute ihn an und die Nase zeigte zur See (Muss aber auch ulkig ausgesehen haben). Nun suchte ich mit meinen jetzt langsam beginnenden Schmerzen auch noch seinen Bruder. Dann sah ich Seestiefel da stehen. Siehe da, der Kleine war unter die erhöhte Winsch, durch den Druck des Wassers, gerutscht. Ich zog ihn aber noch raus und ging dann mehr taumelnd nach achtern, unter Deck. Ich versuchte die Seestiefel und das Ölzeug auszuziehen. Heinz holte sich über UKW Kanal ärztlichen Rat, und ich bekam erst einmal Morphium. Ich muss in der Koje eingeschlafen sein, denn es wurde alles verstaut, und wir dampften Richtung Helgoland. Dort wurde ich dann stationär in der Paracelsius-Klinik aufgenommen. Es war im Februar und ich hatte ein geschwollenes Gesicht, sowie die Nase, und alles was dazugehörte. Eine sehr nette Schwester aus Würzburg munterte mich immer wieder auf. Meine See- und Küstengeschichten waren für die Schwester sehr interessant. Sie hörte gerne zu. Wir waren auch zusammen ausgegangen auf Helgoland, nachdem alles ein wenig besser aussah, im Gesicht. Es war auch eine schöne Zeit in meinem Leben. Leider, wie so oft, verloren wir uns aus den Augen. Im Jahre 2006 wurde die Nase fachmännisch operiert und hergerichtet. Dies geschah in der Heidberg-Klinik in Hamburg. So lange lief ich mit dem krummen Ding herum.                                         Am 01.01.2011 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer