13. MS ATLANTIS

Unter Kapitän Jan Ruinis, da waren auch ein Kapitän Clemens und der Steuermann Haagenah, fuhr ich ca. 11 Monate als Kochsmaat, wurde dann umgemustert als Koch. Es war eine sehr schöne und erlebnisreiche Zeit an Bord. Einmal fischten wir im Kattegatt ein schwedisches Ehepaar mit ihrer kleinen Tochter auf, und brachten sie nach Halmstadt. Was war das für ein Empfang, als wir einliefen. Alles Menschen, und die Presse, aber für uns war es ja normal, dass man hilft. Ich hatte mich dann auch in Halmstadt irgendwann verliebt. In England kaufte ich die Verlobungsringe. Als wir dann in Halmstadt einliefen und ich mit ihr in die Stadt ging, bei der Brücke über der Järn, steckte ich ihr dann den Ring auf. Wir waren viele Monate zusammen, aber als die kleine Rosemarie Jansson mich dann fragte, ob ich sie Heiraten möchte, fühlte ich mich doch noch ein wenig zu jung. Das war mir nicht geheuer, so habe ich dann ganz schnell auf ein anderes Schiff der Reederei angemustert. Das hätte ich man nicht tun sollen, denn das, was ich damals mit einem netten Mädel aus Schweden gemacht habe, beschäftigt mich noch heute, obwohl ich fast 60 Jahre alt bin. Einmal war ich mit meiner jetzigen Frau und unseren beiden Kindern 1990 in Südschweden in Urlaub. Wir sind durch Halmstadt gefahren und haben Ausschau nach Ihr gehalten. Sogar meine Frau hat mitgesucht. Ob Rosemarie auch so denkt und noch wartet? Wir, von den Schiffen der Reederei Gustav Krönke, unser Kapitän Harry Nagel und später Reeder aus Drochtersen, hatten sehr guten Kontakt zu den Menschen in der Stadt. Selbst die Geschäftsleute kannte man, und grüßte sich. Es wurden Partys gefeiert und wir gingen zusammen zu den Vergnügungsstränden (Österstranden und Tylösand, war ein bisschen weiter weg). Man hatte sehr tollen Kontakt zu deutschen Familien wie z. B.: Richard Lipinski und die Tochter Eva. Die kamen oft an Bord zu einem Snack. Zu einem Friseursalon hatten wir auch sehr guten Kontakt, denn dort lernte meine Verlobte Friseurin. Es kamen von dort alle Mädels an Bord, und es wurde gefeiert. Es blieb aber alles im Guten, denn wir waren wie eine große Familie. Wenn wir im Hafen lagen, kam der Matrose, man nannte ihn Robby, der Akordionspieler, und wir saßen hinten an Deck. Er spielte Akordion, sein erstes Lied, wo wir alle mitsangen, hieß ,,Hein spielt abends so gern unterm Schlüpfer bei Ihr", und danach kam ,,Eisgekühlte Coca Cola". Einmal feierten wir auch Sylvester in Halmstadt, an einem großen, runden Tisch, in einem Cafe. Dort waren wir öfter. Knaller und Kanonenschläge hatten wir von England und Dänemark mitgebracht. Wir nun hinein zum Feiern, Wolfgang B. fing zuerst an zu ballern, alles lachte und freute sich. Wir warfen einige Böller unter den Tisch, so dass der ganze Teppich verbrannte. Das aber machte den Besitzern nichts aus. Wir hatten später zusammengelegt und die Rechnung für den Schaden bezahlt. Getrunken hatten wir meist Coca Cola, aber den Dreistern, Wodka oder Gin hatten wir in der Jackentasche innen versteckt. Natürlich in kleineren Flaschen. Wenn man in Schweden in einem Restaurant essen ging, mußte man erst essen und dann bekam man auch einen Bacardi Cola oder ähnliches. Der war aber nicht billig.

61 Stück Osterglocken aus der Churchstreet hatten es mir angetan.

Wir machten eine Reise nach Great Yarmouth in England. Es war Ostern, und wir lagen das ganze Wochenende im Hafen. Zu Dritt gingen wir an Land in ein PUB. Als dann Time Please war, hatten wir schon ordentlich einen im Tee. Ich sah auf dem Nachhauseweg, wir gingen die Churchstreet entlang, die vielen Osterglocken dort im großen Beet blühen. Da wir ja Ostern hatten, dachte ich so bei mir, wäre es schön, wenn morgen früh in den Messen ein Strauß Blumen auf den Tisch steht. Das muss ja schön aussehen. Das hatte ich den zwei anderen vom Schiff auch so erzählt. Gesagt, getan, wir gingen in die Beete und pflückten Osterglocken mit Stiel. Ich hatte 61 Stück und die anderen, das wusste ich nicht genau. Na ja, jedenfalls, auf den Weg zum Dock überquerten wir eine Brücke. Ich ging auf der linken Seite und die anderen zwei auf der rechten Seite. Die beiden wurden durch Bobbys angehalten, und ich rief, was ist denn da los. Aber anstatt dessen, das ich nun meine Osterglocken in den River werfe, nein, dafür waren die ja zu frisch. Ich stolzierte nun in Richtung Bobbys und meinen Kameraden von Bord. Da nahmen die mich doch glatt fest, und so mußte ich mit auf die Wache. Nun war ausschlafen angesagt. Morgens gab es dann noch Eier mit Schinken (Ham & Egg) und Kaffee. Um 10 Uhr waren wir auf einer erhöhten Kanzel im Gerichtsaal. Unten vorne, die Richter, mit so komischen Haaren (Perücke). Doch was sah ich dann da im Saal? Da war unser Kapitän J.Ruinys in der Menge mit dem Makler (unsere Rettung). Dann wurde gerichtet, aber verstanden habe ich ja sowie nicht viel, denn mein Englisch ist nicht so gut. Aber als das Urteil kam, das habe ich dann doch verstanden. 11 Pound and 60 Pents, für jeden. Das war ja viel Geld damals. Dann kam die Erlösung, unser Kapitän Herr J.J.Ruinys hat uns dann ausgelöst. Noch heute fallen mir diese kleinen Schandtaten ein und deshalb schreibe ich sie jetzt auch auf.                                                                         Die Deckslaststützen bestanden aus Eisenbahnschinen die hielten wenigstens, besser als Holz und blieben meistens dran.
Einige die auf der MS Atlantis gefahren sind: Erich Pohlmann, Kapitän, Horst Jäckel, Matrose ?, Hermann Feller, Steuermann, Günther Grünberg, Helmut Wolf, Jürgen Fröhnert, Hilmar Büsing (Spitzname Benjamin), Werner Wiese, Koch, Hans-Jürgen Fischer, Koch, Eduardo da Silva, Matrose (Portugiese), Axel Sievers, Jungmann, Jan Jörgis Ruinys, Kapitän, Clemens, Kapitän, Helmut Behrens, Matrose, Haagenah, Steuermann und Leichtmatrose mit Spitzname Robby, Wolfgang Berger, Matrose.                                                                                                                                                     Stolz fuhren wir mit dem Wappen am Bug mit der MS Hanngrid und der MS Atlantis, sowie die MS Gerfried (die auch meistens von Halmstadt aus fuhr). von Drochtersen an der Unterelbe bei Wischhafen und Krautsand und fuhren damit in die Welt hinaus, wenn wir auch nur die Nord und Ostsee befuhren wurden wir doch sehr oft gefragt wo denn die Stadt STADE liegt, denn das war unser Heimathafen am Heck des Schiffes. Ja wir Halmstadtfahrer waren Stolz auf Halmstadt und unsere Schiffe. Da wir sehr selten nach Deutschland kamen, höchsten mal in die Werft aber einmal waren wir in Göteborg in Schweden in der Werft. Macht aber garnichts den die meisten von uns hatten ein Mädel in Halmstadt oder West-Hartlepool. So gingen die Jahre dahin aber geheiratet habe ich dann woanders. Unser Slogan hieß aber immer *Ich will nach Halmstadt zurück* Irgendwann wurde dann auch noch ein Lied daraus.                                                                                     Am 28.01.2009 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer