14. HERMOD SG 2

Motor -Logger der Glückstädter Heringsfischerei, Baujahr: 30.04.1957, Bauwerft: Schulte & Bruns Emden; Unterscheidungs-Signal: DIZG; BRT: 299,82; Länge: 38,8m; Breite: 7,7m; Tiefe: 2,5m; Knoten: 10; NRT: 1500 Kantjes. 1971 übernommen von der Glückstädter Heringsfischerei, Immobilien & Bau GmbH, 1980 abgewrackt.

Unter Kapitän Jürgens und Steuermann Heinze (sehr nette Menschen), bin ich im Mai 1970, mit einem sehr guten Freund (Matrosen), an Bord des Motor Logger HERMOD SG-2, angeheuert worden. Der gute Freund Wilfried, fuhr schon des Öfteren auf den Loggern. Das war so üblich, denn er kam aus der Gegend bei Hannover, aus Lindhorst. Wilfried Neumann, so hieß der gute Freund, war eine Zeit mein angehender Schwager. Wir hielten uns in der Nähe von Itzehoe, in den Dörfern Rethwisch und Lägerdorf auf. Dort wohnten viele von der Fischerei, es war immer etwas los in der Gegend. Um einige Leute zu nennen wie z. B.: Hermann Panje, Klaus-Dieter Meyer, die Broskas, Wilfried und Familie Steffens und viele andere. Wir hatten kein Schiff und auch noch keine Lust wieder zu fahren. Die letzte Heuer war noch nicht verprasst. Es wurde aber immer weniger, dann kam die jährlich wiederkehrende Heringszeit. Viele Leute aus dem Umland von Hannover strömten wieder in die Loggerfischerei. Wir fuhren nach Glückstadt an der Unterelbe, gingen in das Kontor der Heringsfischerei, und fragten, ob wir mitfahren durften. Es hieß: Aber natürlich. Mensch, so freundlich bin ich ja noch nie aufgenommen worden. Ich wollte eigentlich als Koch fahren, wurde aber einfach als Matrose gemustert. Ich, Koch Fischer, ein Matrose? Nun hatte ich auch noch diesen Titel in der Christlichen Seefahrt. Aber es war wohl besser so, denn die Masse an Essen und die Abwechslung, wie in der Kümo- und Großen Fahrt gab es dort nicht. Kaffee und Zucker, Milch, Tee und solche Extras mußte man in der Fischerei selbst bezahlen. Bei mir wäre der Proviant wohl nach 14 Tagen schon alle, denn wir waren zu der Zeit ca. 4 Wochen auf See zum Fischfang. Wir fischten erst in der Nordsee, bei der Doggerbank. Dort war nicht viel Hering und wir dampften weiter durch den englischen Kanal, fuhren um Lands-End (kann sehr stürmisch dort sein) hinein in die Irische See und fischten dort Hering. Ich hatte den Job immer "Hol an" zu sagen. Das sag ich heute auch noch öfter mal. Ist wohl bei mir hängen geblieben. Das hieß: Die Heringe, die gerade im Hol waren, erst einmal in einer Luke verschwanden, wurden von Wilfried, meinem Freund, mit einem großen Kescher herausgeholt und dann immer in einem Korb, der zwischen den Beinen der anderen Matrosen stand, hineingetan. Davor stand ein zweiter Korb, denn die Heringe wurden dann gekehlt und in den zweiten Korb geworfen. Wenn ich sah, dass ein Korb voll war, kam ich ins Spiel. Ich rief ,,Hol an", und ich konnte dann den vollen Korb mit einem leeren Korb austauschen. Ich hatte ganz schön was zu tun, und meine Muckis wurden immer stabiler und fester. Ist ja auch eine ganz andere Arbeit als kochen. Denn auf der Bank, so sagte man zu den selbstgebauten Sitzplätzen auf See, saßen ca 10-12 Mann. Ich hatte dann die Aufgabe, den Korb mit den gekillten Heringen in eine Kiepe zu kippen. Hier stand der Steuermann und tat, wenn ich mich nicht täuschte, drei Schaufeln Salz drauf. Er rührte und mischte das Salz unter die Heringe. Dann kamen diese in ein Fass, bis es voll war, aber immer ein wenig mehr. Die Fässer (auch Kantjes genannt), blieben dann bis zum nächsten morgen an Deck. Denn sie sackten noch nach. Am nächsten morgen wurden diese dann mit einem Deckel und einem Eisenring versehen, zugetrieben und mit eigenem Geschirr unter Deck verstaut. So fischten wir, bis wir ca. 1300 - 1500 Kantjes hatten. Denn auch hier war die Bezahlung nach Prozente vom Fanganteil. Nach ca 4 Wochen hievten wir das letzte Mal, verstauten die Netze, reinigten das Schiff, und gingen auf Heimreise. Es gab viel Fisch zu essen. Ich wurde des Öfteren schon gefragt, ob mir schon Kiemen wachsen. Denn ich bin am Fischmarkt großgeworden, und fuhr dann auch noch in der Hochseefischerei. Eins muss ich noch erwähnen. Das Brot wurde hinter der Brücke, hinterm Schonstein in einem Holzschapp an Deck bei Salzluft, mit etwas Maschinenqualm gelagert. Das war nach zwei Wochen schon sehr hart, aber wir hatten ja noch gute Zähne in den jungen Jahren. Früher waren wir noch jung und hübsch, heute sind wir nur noch "und". Ab und zu kam über Seefunk die Order, auch Makrelen zu behalten und so und soviel Korb mitzubringen. Die wurden dann zum Räuchern genommen, das nannte man dann Frischfisch auf Eis. Wenn aber Hunderte von Makrelen statt Heringe im Netz waren, denn das konnte der Fischanzeiger noch nicht anzeigen, dann wurde er einfach wieder über Bord gespült. Auf anderen großen Fabrikschiffen wurde daraus dann Fischmehl und Tran gemacht. Wenn man bedenkt, was heute der Fisch wert ist, darf man an diese Zeit nicht zurückdenken. Wir konnten uns auch einmal auf der Heimreise richtig waschen, denn dazu hatte man nicht viel Zeit. Vom Wasser zum waschen war auch nicht viel vorhanden auf dem kleinen Logger mit 22-Mann Besatzung. Als wir in dem schönen Elbehafen Glückstadt ankamen, wurde erst einmal am Kai gelöscht. Das mußten die Leute vom Schiff auch noch machen. Erst danach gab es die Heuer und die Prozente vom Fangerlös. Dann ging es hinein in das Nachtleben von Glückstadt. Damals war da noch richtig etwas los in -Lucky Town-. Eine Wirtin hieß, glaube ich, Zum schlappen Titt. Die war sehr nett und hatte immer ein offenes Ohr für uns. Wir gingen auch des Öfteren ins Glückstädter Freibad. Das war ein gutes Bad und es hat Spaß gemacht. Mit den damals dort stationierten Mariners hatten wir uns auch des Öfteren in die Wolle bekommen. Wir hatten immer bis kurz vor 22 Uhr gewartet, denn dann waren es nicht mehr so viele und wir hatten Oberwasser. Wenn sie dann am nächsten Abend mit Verstärkung wieder kamen, waren wir schon wieder auf Fangreise. Dann war dafür aber die nächste Besatzung eines Heringsloggers dran. Wir, in der Frachtschifffahrt, erzählten immer viel aus Spaß, wenn man gefragt wurde, wo fährst denn Du?! Ich fahre Linien-Fahrt „Port of Wisch - Lucky Town". Ich fuhr auf diesem Logger drei Reisen mit, geschadet hat es nicht, denn man lernte wieder anderes dazu. Wenn dann mal einer aus der Fischerei auf einem Kümo anmusterte, hatte ich ja schon genug Material gesammelt und konnte mitsnacken. Ich hatte viel gelernt, z. B.: wie man Netze macht (Knübben), Spleißen und Fische verarbeiten. Ich habe mir vieles abgeschaut, vor allem Knoten, denn dieses Handwerk konnte ich an Land gut in der Baubrache und im Garten- und Landschaftsbau gebrauchen. Am 06.08.1970 fing ich dann wieder als Koch auf der MS FRIEDA GRAEBE an. Mein Freund, der Matrose Wilfried Neumann, kam gleich mit.                                                                                                                                                           Am 13.04.2009 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer