21. MS Edelgard

Technische Daten: Ein Deutz-Diesel, der bei 380 U/Min,
1320 PS leistet; Geschwindigkeit 12,2 Knoten. Zwei Ladeluken werden von zwei hydraulischen Kränen und je zwei 8 t Ladebäumen bedient. 13 Mann Besatzung; Unterscheidungs-Signal: DNJV;  Heimathafen: Hamburg; BRT: 497; NRT: 319; tdw: 1265; Länge: 69,25m; Breite: 11,32 m; Seitenhöhe: 6,50m; Maschine Klöckner-Humboldt-Deutz 8 Zylinder; Ps. 990; Bauwerft: Krögerwerft, Rendsburg-Audorf; Bau: Nr.1308; Stapellauf: war am 01.04.1965. Ablieferung: 26.06.1965; Gebaut für Reeder: Johannes Meyer, Uetersen Hamburg.
1978 an PR. 1981 an die Victorious Shipping Co.Ltd. Limassol (Cyp), umbenannt in Victorious. 1981 an die Jupiter Shipping Co.Ltd.; 1986 umbenannt in Mercantic. 1992 umbenannt in Marina Grazia. 1995 war das Schiff noch in Fahrt. Herr Kapitän Johannes Meyer ist am 19.12.1989 im 83. Lebensjahr verstorben.
Als Koch bin ich 1973 unter Kapitän, Peter Meyer, dem Sohn des Reeders, auf diesem schönen Schiff an Bord gewesen. Wir fuhren nach England, Dänemark, Holland, Schweden, der ehem. DDR, Wismar usw. Unsere Fracht waren Papier und  Zellulose. Unter anderem fuhren wir auch nach Finnland. Als Ladung hatten wir Paketholz, Zellulose, Silbersand und diverse Schüttgüter. Oft waren wir in den Stockholmer Schären und haben schöne Zeiten erlebt. Der Kapitän und Sohn des Reeders hatte auch ein Motorboot mit an Bord. Auf dem Schiff waren Kräne, somit war es auch kein Problem, dieses Motorboot  außenbords zu hieven. Es war da ein schöner Sommer in Schweden. Auch am Wochenende beluden wir das Boot mit Bier und ein wenig Snaps. Mit vier Mann dann ging es dann  hinaus in die Schären. Angehalten hatten wir, wo schöne Frauen lagen und sich sonnten. Die waren nicht abgeneigt mit uns zu feiern. Das war schönes feiern.  Abends ging es dann auch noch mit dem schwedischen Flicka an Bord. Unser Kapitän hatte sehr viel Verständnis für unsere Lage, der Seeleute ohne Frauen. Selbst die Ehefrau des Kapitäns, die mitfuhr, hatte Verständnis. So etwas ich auf einem anderen Schiff nicht erlebt.
Noch heute einen schönen Dank an die Familie Meyer,  dass sie soviel Verständnis für die einsamen Seemäner hatten.
Ich denke noch oft an die schöne Zeit zurück. Auch hatte ich mit dem Schiff sehr schöne kleine und gemütliche Häfen, ein Traum eines Seemannes heute. Liegezeiten zu dieser Zeit, man glaubt es nicht, teilweise immer Vorschuss, und man ging mal nicht an Land, denn auch an Bord konnte man im Hafen toll feiern. Eine Reise ging nach Wismar, in die ehemalige DDR. Es war 1974 und der Feiertag der DDR, 25 Jahre Deutsche Demokratische  Republik. Auch hier bin ich an Land gegangen. Am Tage in einer Kneipe, wo ich ein paar Glas Bier trank, und die Rechnung ungefähr 3,38 Ost Mark war. Tja, hier wurde noch in Pfennige gerechnet. Abends, ich ging zu einem Club, aber nach dem Klopfen an der Tür ließ man mich nicht hinein. Als ich dann noch einmal klopfte und ich sagte, ich komme aus Hamburg und weiß ja gar nicht wo ich hier hinsollte, ließ man mich rein. Die haben wohl gerochen, dass ich 50,00 DM West bei mir hatte. Ich hatte auf alle Fälle viel zu trinken und viel Spaß mit einer Dame. Am Nächsten Morgen, so gegen Mittag, sollten wir auslaufen. Das ganze Schiff wurde kontrolliert, ob wir nicht einen Flüchtling an Bord hatten. Meinen Mund konnte ich in der Küche, wo wir alle versammelt waren,  nicht halten. Der Oberste von denen nahm mich beiseite und wollte mich dann wohl tadeln. Als wir aber in meiner Kammer waren, sah er auf dem Tisch Illustrierte liegen,  Bunte, Stern und andere. Er fragte mich, ob ich die noch brauche. Ich verneinte, er fragte auch noch, ob er diese haben könnte. Ich sagte, nimm mit. So schnell habe ich einen Schwung Illustrierten noch nie und auch nicht wieder unter dem Hemd an der Brust verschwinden sehen. Aber ich hatte mit einmal meine Ruhe, und das Schiff lief  schnell aus. Ich glaube heute noch, dass er neugierig war,  was da wohl drinsteht. Zu erwähnen ist, das im Hafenbecken von Wismar, mein Aluminiumgeld und einige Scheine der ehem. DDR, im Schlick sein müssen. Denn ich habe dieses tolle Kujampelgeld in den Hafen von Wismar mit der Toilette hinuntergespült, da es sonst ja Devisenschmuggel war. Das Geld war bei uns sowieso nichts wert. Jedenfalls war die DDR nicht mein Fahrtgebiet. Noch einmal hatten wir in England einen schönen Hafen. Irgendwie ein Platz am River. Wie der Hafen hieß, weiß ich leider nicht mehr, aber auch dort lernte ich ein hübsches Mädel kennen. Leider ist nicht viel draus geworden. Der Vater war dagegen und wollte gleich die Police Phonen. Traurig, aber war, so etwas gab es auch. Aber ein wenig Techtelmechtel hatte ich doch am River, im Schilf, denn, wo das Schiff lag, gegenüber, war gleich das Wohnhaus, hinterm Deich von meiner Kleinen. 
Am 01.01.2011 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer