06. MS TINA F.

Eine kleine Geschichte der TINA F - Ein Fahrensmann erzählt: Nun war es soweit. Am 10.03.1967 musterte ich auf dem Küstenmotorschiff MS TINA F als Kochsjunge an. Reeder war zu dieser Zeit Kapitän Friedrich F., der auch seinerzeit das Schiff führte. Der Steuermann war wohlgenährt und hieß W. H. Beide kamen aus den Orten an der Unterelbe Krautsand bei Drochtersen, Wischhafen. Soweit ich mich noch erinnern kann, war Steuermann W. H. Miteigner. Die Frau fuhr als Köchin mit an Bord, und war wahrscheinlich auch als Matrose gemustert. So sparte man früher in der Küstenschifffahrt einen Matrosen und die teure Heuer dazu. Eigentlich war ich ja als Kochsjunge gemustert, aber ich habe an Deck gearbeitet, was nicht verkehrt war, denn man lernte ganz andere Seemannsarbeiten als nur das Kochen und abwaschen. Das Schiff fuhr in der Nord- und Ostsee, Dänemark, vor allem den Hafen Rönne auf Bornholm, Kastrup auf der Insel Amager, Fridericia, Aarhus, Esbjerg, Aalborg, Skive, Randers. Dann auch nach Hamburg durch den Nord-Ostsee-Kanal, Kiel-Holtenau, Rendsburg und Brunsbüttel.  Damals wurde hier noch viel gebunkert und Proviant übernommen, meist sind wir dann auch über Nacht geblieben. In Rendsburg bin ich auch an Land gegangen und habe mir das Städtchen angeschaut. Dann fuhren wir Richtung Brunsbüttel und schleußten hinein in die Unterelbe, Richtung Hamburg. Ich glaube, wir hatten Getreide geladen. In Hamburg war ich froh,  das wir eine Nacht dort lagen, denn das war ja meine Heimatstadt und ich ging an Land. Unten am Fischmarkt, wo der Rest meiner Familie wohnte, besuchte ich ein paar Gaststätten, wie z. B. den „Fischkutter“, das „Fischerhaus“, „Under Island“, den „Elbblick“, die „Niemanns Hafenbörse“, wo wir immer gefrühstückt haben, als ich auf den Kuttern von Finkenwerder fuhr. Auch zu erwähnen Georg P., die Gaststätte „Schellfischposten“ und gegenüber Emil F. „Zum Kompass“, „Eiercoors“ und Gaststätte „Länger“ und die „Holzbude“, oben am alten Fischmarkt. Dann war da noch „Berni F.“,  aber eigentlich wollte ich ja über die schönen Reisen der TINA F berichten. Als wir in Hamburg gelöscht und den Laderaum gereinigt hatten, bekamen wir eine Ladung Schrott, die sollte nach Duisburg gebracht werden. Dann ging es die Elbe hinunter Richtung Nordsee, aber vorher liefen wir den Hafen Krautsand an, denn dieses war ja der Heimathafen der TINA F. Auch hier blieben wir eine Nacht, so lernte ich auch einmal Krautsand kennen. Ein Schiff lag auf Schlick und wurde von Muscheln befreit, um später einen neuen Anstrich zu bekommen. Das war teilweise so üblich, das die kleineren Kümos bei Flut auf Schlick gesetzt wurden, und bei Ebbe dann dran gearbeitet. Sparte ja auch viel Kosten und man mußte ja nicht immer gleich in die Schiffswerft. Am anderen Tag ging es dann weiter als die Flut da war. Es ging Richtung Neuhaus an der Oste durchs Sperrwerk, dahinter kam dann die historische Schwebefähre Osten. Die Oste verbindet mit ca 153 km Länge die Weser und ist wohl auch der längste Fluss zwischen der Elbe und der Weser, von Tostedt zur Mündung in die Elbe bei Neuhaus und Balje. Dann kamen wir in die Weser und fuhren weiter auf dem Weser-Ems-Kanal Richtung Emden, zur Ems Richtung Borkum. Dann ging es nach Delfzil. Dort war ich auch an Land und habe roten Genever getrunken, wenn ich daran denke, schüttele ich mich heute noch. Und wenn ich mich noch erinnern kann, weiter irgendwie sind wir dann zum Isselmeer hineingelangt. Es war zu dieser Zeit nicht sehr klein, wurde dann später leider zum Teil zugeschüttet. Dann waren wir durch und kamen in die Kanäle. Es war eine wunderschöne Landschaft, denn die Natur hat mich schon immer begeistert. Auch wie die Niederländer (Holländer, Dutschmänner) lebten, fast keine Gardinen vor den Fenstern. Wenn die Häuser dichter am Kanal dran wären, hätte ich vom Schiff aus fernsehen können. Wir fuhren an Hausbooten vorbei, durch kleine Orte. Dann endlich waren wir in Amsterdam. Dort waren Schleusen, die wir selbst mit der Hand bedienen mußten, um weiter zu kommen. Endlich war es soweit. Wir waren auf dem Rhein. „Oh du wunderschöner Deutscher Rhein“. Wäre ich auf diesem Schiff nicht angemustert, hätte ich wahrscheinlich diese schönen Ecken von Deutschland und Holland nicht kennen gelernt. Dann kam, glaube ich, die Zollgrenze. Wenn mich nicht alles täuscht, war es Emmerich am Rhein. Wir wurden Ein- oder Ausklariert, oder, wie das sich schimpfte. Dann ging es weiter Richtung Duisburg. Was ich noch erwähnen möchte, wenn ein Hindernis kam, z. B. eine Brücke, dann wurden die Masten des Schiffes geklappt um weiter zu kommen. Ich habe auch unterwegs gesehen, das andere Schiffe ganze Brückenhäuser abklappten. Auf dem Rhein gab es frisches Gemüse, Obst, Proviant und sogar die Aktuelle Zeitung, denn hier winkte man und ein Schiffshändlerboot kam längsseits und verkaufte diese Artikel. Hm, die frischen Brötchen (Rundstücke) waren nicht schlecht. In Duisburg kamen wir mit unserem Frachter aber nur bis zur ersten Brücke. Das machte aber auch nichts, denn hier war unser Liege- und Löschplatz.