03. TMS ESSBERGER CHEMIST (WILHELMINE ESSBERGER)

Reederei: John T.Essberger.
Am 7.07.1965 fing ich hier als Logisjunge an.
Unterscheidungs-Signal: DHFW, BRT: 12.837 mit Heimathafen Hamburg.

Angefangen hatte alles auf einem Bauernhof. Ich war die letzten 2 Jahre auf einem Bauernhof in einer Pflegefamilie in Niedersachsen zwischen Nienburg / Weser und Sulingen, im Außenheim Borstel über Sulingen, Kreis Nienburg /Weser. Aber das war noch nicht alles. Der Bauernhof war in Bockhop, drei Kilometer weiter, und vier Kilometer von unserer Heimschule in Borstel entfernt. Wir waren in dieser Region ca. 50 Kinder vom Stefanstift (Hannover), einem Kinderheim. Wir waren aufgeteilt auf verschiedene Bauernhöfe, ja sogar ein Schmied im Dorf hatte ein Kind aufgenommen. Es gab zu dieser Zeit gute Familien und auch nicht so gute. Ich hatte wahrscheinlich auch noch das Glück, eine einigermaßen gute Familie zu bekommen. Hausaufgaben gab es bei uns nicht, dafür aber Arbeit auf dem Bauernhof. Und das nicht wenig. Mir soll keiner sagen, dass es Anfang der 60iger Jahre keine Zwangsarbeit in Deutschland mehr gab. Wenn man Aufmüpfig war, gab es auch noch Schläge mit dem Rohrstock. Das machte dann der Heimleiter Jedamski. Die Familien wollten sich wohl nicht die Hände schmutzig machen. Nun aber erst einmal zu dem wesentlichen.Im Frühjahr 1965 wurde ich aus der Heimschule entlassen und war noch nicht einmal sechzehn Jahre jung. Ich bekam eine Fahrkarte nach Hamburg-Altona, in meine Heimat, in der Großen Elbstraße 258 a. Das war gegenüber vom Fischereihafenrestaurant Sellmer und den Fischhallen. Was lag da nicht näher, als zur See zu fahren, denn meine Brüder hatten es ja vorgemacht. Bloß weg aus dem Elend. Oben war die Pallmaille mit vielen Reedereien und Maklern. Auch in der großen Elbstraße gab es Reedereien, vor allem die aus der Kümofahrt. Ich hin zur Seekasse. Dort machte ich die Gesundheitskarte und beantragte ein Seefahrtsbuch. Als ich das zusammen hatte, versuchte ich es erst einmal in der Küstenschifffahrt. Ich fuhr auf den Kümos: MS RITA M, 147,15 BRT, am 31.03.1965, und auf der MS FRIEDEL, von der Vega Reederei, als Kochs und Messejunge. Ich hatte gelernt, auf einem Schiff ist es wie in einer großen Familie. Dann bekam ich am 07.07.1965 als Logisjunge den Chemikalientanker TMS ESSBERGER CHEMIST. Das war ein Chartername, richtig hieß das stolze Schiff TMS WILHELMINE ESSBERGER. Als ich auf dem Schiff anmusterte, lag es noch in der Werft in Hamburg. Mein Vater brachte mich noch an Bord und ließ sich noch was von mir unterschreiben. Nach 7 Monaten und 15 Tagen wusste ich auch, warum. Er konnte an mein Konto ran, welches natürlich auch ausgenutzt wurde. Mein so genannter Ziehschein, das monatliche Restguthaben, ging dort immer hin. Als ich abgemustert bin und in Hamburg ankam, hatte ich nicht viel Geld auf dem Konto. Im März 1966 mußte ich gleich wieder ein Schiff nehmen. Es war der Bulker MS UWE, von der Vega Reederei. Aber nun etwas Schöneres aus dieser Großen Tankerfahrt. Ich bekam meine Kammer mit noch einem Logisjungen zugeteilt. Wir hatten uns viel zu erzählen, von wo wir herkamen und so weiter. Ich glaube, wir hatten auch ein Bier, naja, man wollte uns ja auch die Seefahrt schmackhaft machen. Dafür hatten wir nicht geraucht. Am nächsten morgen begann auch unser Dienst, und ich stellte fest, dass ich einige Seeleute kannte. Da war der Koch, Fred Küchenmeister, der mit meiner Schwester zusammen war. Wie lange, weiss ich aber nicht, und noch zwei Matrosen von der Küste, vom Schellfischposten. Also, wir verließen die Werft und fuhren die Elbe runter, an Blankenese, Falkensteiner Ufer, unseren geliebten Campingplatz und Wedel Schulau, der Begrüßungsanlage vorbei. Man wünschte uns eine gute Reise und eine glückliche Heimkehr. Es wurden die Flaggen gedippt. Weiter ging es an den kleinen Häfen: Uetersen, Elmshorn, Glückstadt, Wewelsfleth, eine Schiffswerft mit dem Namen: Hugo Peters, vorbei, und an Brunsbüttel, dem Nord-Ostsee-Kanal, früher hieß er Kaiser-Wilhelm-Kanal. Dann kam schon der Große Vogelsand, wo mehrere Schiffe gestrandet sind. Das waren z. B.: Die MS FIDES und die MS ONDO. Die liegen noch heute dort. Und noch auch die MS LUISE LEONHARDT liegt dort. Es ist ein sehr gefährlicher Mahlsand. Es ist schlimmer wie in einem Moor. An Backbord sahen wir von Hamburg ausgehend noch die Howaldswerke HDW, die es ja auch in Hamburg seit langen nicht mehr gibt. Dann erschien Hamburg Finkenwerder mit ihren 50-80 Elbe- und Hochseefischkuttern, vorbei an der Kümoschiffswerft J. J. Sietas. Von dieser guten Schiffswerft hatte ich viele Schiffe. Dann kamen die Inseln in der Elbe, vorbei an Stadersand. Im Hafen von Stade gab es auch eine Schiffswerft, von dort hatte ich die Schiffe MS HANNGRID und MS ATLANTIS, von der Reederei Gustav Krönke, später Harry Nagel aus Drochtersen an der Elbe. Krautsand kam in Sicht, eine Elbinsel, und dann das schöne Wischhafen. Neuhaus an der Oste, mit dem Ostesperrwerk (eigentlich hat die Vegareederei dieses Sperrwerk gebaut, denn wir haben immer Kies und Baumaterial aus Dänemark dort hingeschippert). Dann fuhren wir an Cuxhaven, dem Großen Fischereihafen, vorbei und ließen auch die Feuerschiffe ELBE I und ELBE II, sowie ELBE III in der Deutschen Bucht an Backbord liegen. Wir begaben uns in die Nordsee, Kurs vorbei an >Borkum RiffMS PATRIA einmal in dem schönen Hafen Milfordhaven. Dann, oh Gott, kam das berühmte Landsend, hier geht es in die Irische See. Wir fuhren weiter in die Biskaya hinein, auch bekannt durch die Stürme und Grundseen. Wir ließen dann aber bald Spanien und Portugal, eine lang gezogene Küste an uns vorbeiziehen. Irgendwann änderte sich der Kurs nach Backbord, an Gibraltar vorbei, und schon waren wir im Mittelmeer. An Steuerbord war die Afrikanische Küste zu sehen. Marokko, Algerien, Tunesien, Lybien. Dann kam Ägypten mit dem Suez Canal, und wir lagen auf Reede von Port-Said, an der anderen Seite war das so genannte Israel. Für mich war alles Fremd hier. Es kamen viele Händler an Bord und in die Kammern. Man mußte abschließen, ja sogar die Bullaugen zu machen. Ich kaufte hier für meine Mutter, obwohl meine Kindheit ja nicht so gut war, ein Armband und schickte es zu Ihr nach Hause. Später hatte ich erfahren, dass es in einem Pfandhaus gelandet war. Schade eigentlich. Dann irgendwann, war ein Konvoi von Schiffen zusammen, und es ging in den Suez Canal hinein. Hier wurde nur im Konvoi mehrerer Schiffe gefahren, bis zur Weiche, oder der bekannte Bittersee. Man ließ dann den Konvoi der anderen vom Roten Meer und dem berüchtigten Horn von Afrika, wo heute die Piraten heimisch sind, kommend vorbei, so dass der letzte Teil des Schifffahrtsweges frei war. Wir ließen dann die Arabischen und Afrikanischen Länder zurück und nahmen Kurs auf Japan, der Hafenstadt Yokohama und Kobe, an der anderen Seite liegend Niigata, wo ein schweres Erdbeben war. Jedes mal, wenn in diesen Regionen und Hafenstädten irgendetwas passiert, denke ich an diese schöne Zeit zurück. Auf der Überfahrt hatten wir einmal Maschinenschaden, und es wurde Kolbenwechsel gemacht. Der Koch Fred hatte für solche Fälle immer Fleisch an einem großen Haken parat, der wurde dann achtern über Bord geschmissen. Im klaren Wasser konnte man dann erkennen, ob sich ein Hai nähert. Hatte er angebissen, wurde er mit der Achterwinsch hochgehieft und getötet. Die Flossen nahmen Matrosen ab. Sie wurden getrocknet und mit Bootslack lackiert. Dann auf einem Mahagonibrett befestigt, eine Jahreszahl drauf, schon hatte man ein Souvenier dieser Reise. Dieses wurde auch mit den so genannten Fliegenden Fischen gemacht. Da unser Tanker beladen sehr tief lag, und durch die Wellen und der Gischt diese Fische aus der Welle an Deck flogen, sammelte man diese auf. Sie wurden innen ausgehüllt und dann mit Tabak getrocknet, danach zugenäht, und auch mit Bootslack angepönt. Nun hatte man wieder ein schönes Mitbringsel. Es gab auch welche von Bord, die haben diese Fische mit Flügeln gebraten und gegessen, sahen ja auch aus wie Heringe, nur mit Flügeln. Eigentlich können diese Fischlein gar nicht fliegen. Sie kommen nur mit Schwung aus der Welle und der Gischt heraus und fliegen dann ziemlich weit, das sieht dann so aus, als wenn sie fliegen. Fast die ganze Zeit über nach Japan begleiteten uns, seitlich und unten im Wasser, am Steven, Delphine. Ich hatte mal Fotos gemacht, die sind aber alle kaputt gegangen, bei einer Holzfahrt von Halmstad, durch das Kattegatt, dann durchquerten wir das Skagerak, und hinein ging es in die Nordsee. Dort hatten wir Steuerbord die Kammern unter Wasser. Bevor wir in Yokohama ankommen, nun erst einmal etwas vom Schiffsbetrieb und das Leben an Bord. Wir waren ja nun die so genannten Messbüttel an Bord. Auch Zuständig waren wir für die Reinigung des Schiffes, Kammern, Messing putzen, usw. Auch das Aufbacken in den Messen, Tee (10 Uhr Tea Time) und Kaffee kochen (15 Uhr Coffe Time). Es gab ja das Vorschiff zwischen Achterschiff und mehreren Tanks. Dort wohnten und lebten der Kapitän und die Steuerleute. Ich glaube es waren drei: Erster, Zweiter und der Dritte. Dann war da noch der Chief, der erste aus der Maschine und ein Funker, sowie der erste Steward (genannt im englischen: Chief Steward). Ich muss sagen, mit dem hatten wir Glück. Der hatte den so genannten Zollspind unter sich. Normal gab es nur 2 Flaschen Bier pro Tag, und am Wochenende, entweder eine Flasche Peng oder einen Kasten Bier. Selbst wir jung Lüd hatten keine Probleme, da wurden keine Unterschiede gemacht. In irgendeiner Kammer war immer eine Party, und man saß dann beisammen. Achtern nun gab es die Manschaftsmesse und die Unteroffiziersmesse. Zur Unteroffiziersmesse gehörten der Storekeeper, Pumpmann, Bootsmann und der Schiffskoch. Mit den Seeleuten in diesen Messen kam ich sehr gut klar. Es waren tolle Menschen, die aus allen Ecken der BRD kamen, man lernte viel dazu und hörte sich die alten Geschichten und Storys an. Die Mannschaftsmesse war leider nicht getrennt, denn die Decksmänner, und die, die aus der Maschine, konnten sich eigentlich immer irgendwie nicht riechen. Fragt mich aber nicht warum?! Da waren die Tische des Maschinenpersonals, das waren: Heizer; Schmierer, Reiniger und die Assis, die kurz vor dem C-Patent standen, und die andere Ecke die, der Matrosen, Leichtmatrosen, Jungmänner und dem Decksjungen, genannt Moses. Achtern waren zwei Messstewards und drei Mess -und Logisjungen. In der Küche waren der Koch, Schlachterkochsmaat und ein Bäckerkochsmaat. Außerdem, und diese beiden hätte ich bald vergessen, es gab noch einen Elektriker an Bord, genannt der Blitz. Unter anderem war da auch noch ein Wäscher an Bord, der unsere Wäsche gewaschen, gestärkt und gebügelt hat, damit wir vernünftig an Land gehen konnten, und das Image der Reederei Essberger, der Wörmann und DAL wahren konnten. Der Wäscher hieß mit Namen Max (war ein Chinese), wie auf allen anderen Deutschen Schiffen auch. Das war der Spitzname des Wäschers. Denn wir vertraten ja unsere Reederei, aber oft genug wussten wir da nichts mehr von. Einmal hatten wir auch wieder eine kleine Party an Bord und ein Seemann aus der Maschine bekam einen so genannten Tropenkoller oder Moralischen, der drehte mit einem mal ab. Überall hatten wir in den Räumen, Gängen usw., selbst aufgefüllte Feuerlöscher an den Wänden hängen. Diese waren mit Chemikalische Flüssigkeiten befüllt. Wenn man diese Feuerlöscher umdrehte, vermischten sich diese Chemikalien, dann hatte diese Feuerlöscher erst eine Wirkung. Nun nahm sich ein Reiniger so einen Feuerlöscher über die Schulter, und das weiß ich noch wie heute, wo er lang lief, war alles voller Schaum. Ich weiß bloß, wir als Reinigungsleute, haben saubergemacht. Diese Reinigung verlief sehr schnell, denn zum Glück, wohnte die Obrigkeit vorne. Das hat auch keiner herausbekommen, außer dem ersten Steward. Er wusste es, denn er saß den Abend selbst im Kreise aller, aber irgendwie hielten wir doch alle zusammen. Spiegelglatte See hatten wir und fuhren einen Kurs. In den Kammern mit den Bullaugen gab es Windhutzen. Die wurden, wenn das Bullauge auf war, reingesetzt und in den Fahrtwind gedreht, so dass kühler Seewind in die Kammern kam. Leider kam es einmal ganz anders. Wir mußten einem Schiff ausweichen, und da war es geschehen. Das Schiff neigte sich nach Steuerbord und durch diese Bleche schöpften die Kammern richtig Seewasser. Oh, was hatten wir zu feudeln und zu schöpfen, denn es war an Steuerbord Seite, wo die Bullaugen auf waren, alles voller Wasser. Erwähnenswert war auch das tagtäglich über Seefunk Auszüge des Hamburger Abendblattes in den Messen verteilt wurden. Somit hatten wir etwas aus der Heimat zu lesen. Angekommen in Yokohama lagen wir auf Reede, und es kamen kleine Küstentanker und haben uns geleichtert. Hier kaufte ich auch ein japanisches Teeservice, welches gleich nach Deutschland, zu meiner Familie, geschickt wurde. Ich habe es nie wieder gesehen. Es ist wohl damals, wie auch andere Teile von mir, im Pfandhaus gelandet. Wir bekamen eine Fährverbindung an Land. Das war ja was Neues für mich. Ich hatte mich auch Landgang fein gemacht. Dann gingen wir abends an Land. Wir waren noch keine 18, und normal mußte man um 22 Uhr an Bord sein. Aber auf diesem Schiff der Reederei Essberger, unsere Chefin Frau Rantzau, lief wohl alles anders herum. Denn bei der Hapag und Hamburg-Süd lief, glaube ich sogar der Messejunge in Uniform. Geld, die Währung Yen, wurde bestellt. Ich glaube 10,00 DM waren damals ca. 1000 Yen. Wir waren mit der Fähre rüber an Land, sind am Kai angekommen, doch was ist denn das? Da standen viele Taxis mit kleinen klappbaren Katalogen mit Fotos von Frauen, und in welcher Bar sie sind. Da war z. B.: die Hamburg-Bar oder die Paris – Bar. Die Taxen fuhren uns dann dahin, und man war im Paradies der Seeleute, das war toll. Was mir 1965 in Japan aufgefallen ist, die Taxis hatten teilweise einen Fernseher im Auto. Zuhause kannte ich noch keinen. 1967 bekam meine Mutter erst einen Fernseher, als mein Vater verstorben war. Mein Vater sagte immer, schaut aus dem Fenster dann kiekt schie in de Ferne över den Hoben. Nächsten morgen, der Dienst mußte ja weiterlaufen, sind wir mit der Fähre zurück an Bord. Da sah ich die Matrosen, Reiniger und andere vom Schiff. Die Gallonen Saki (Japanischer Reiswein) waren warm angesetzt. So wurde es dann auch getrunken. Aber irgendwie schafften wir fast jeden Tag die Arbeit und das Vergnügen. Soll ich auch noch erwähnen, dass wir 13 Tage dort lagen. Der Vorschuss an Bord mußte schon genehmigt werden. An einen Tag meldeten wir uns beim Zahnarzt in Yokohama an. Der Bootsmann nahm mich mit. Eins weiß ich, das war ja wie in einer Fabrik. Wir saßen auf den Warteplätzen, vor uns standen ungefähr 12 Stühle, wo bei den Patienten rumgedocktert wurde. Der Bootsmann fragte mich, ob ich Lust zu so einer Untersuchung hätte. Ich war sowieso schon am zittern, und beneinte. Er sagte zu mir: „Na, dann komm, machen wir uns einen schönen Tag." Ich brauchte den Abend und die Nacht, an denen wir zu unseren Mädels gingen, keinen Yen mehr bezahlen. Ich hatte ja sowieso nicht soviel Geld. Meine Heuer war 78,00DM. Denn die Überstunden waren mehr wie die Heuer, und dazu kam noch die Tankerzulage, Auslandszulage. Wir fuhren Flugzeugbenzin für den Ami, für den wir ja auch in Charter waren, und bekamen teilweise auch Kriegszulage oder so ähnlich. Die Nebenkosten waren ja höher wie die Heuer. In Yokohama auf Reede erlebte ich auch den ersten schweren Taifun. Man war das ein Sturm, aber wir hatten es überstanden. Später kamen dann noch einige dazu. Wir fuhren weiter in den Hafen nach Kobe. Daran habe ich wenige Erinnerungen. Ich weiß, dass wir am Futjijama mit der Eisbedeckten Spitze vorbeigefahren sind. Ein Spruch in Japan heißt "Wer einmal den Futjijama gesehen hat, kehrt wieder nach Japan zurück". Wir lagen auch nicht lange in Kobe. An einen Abend war ich an Land und bin schön zum Essen gegangen. Man bekam auch als Europäer Besteck (Messer + Gabel). Dann fuhren wir um Japan herum nach Nijgata. Dort lernte ich, wie man so sagt, auch ein Mädel kennen. Wir gingen in ein Hotel. Dieses Hotel war so gebaut, das dass Bad auf jeden Flur (Etage) war. Die Japanesinnen gingen immer vorher baden mit ihren Geliebten. Meine Güte, was mußte ich alles ertragen. Damals war ich ja noch so jung und schüchtern. Auch wenn Sie eine Perücke hatte, hatte später doch alles toll geklappt. Sogar zu meiner Zufriedenheit, und das alles, obwohl ich gerade mal 16 Jahre jung war. Nun verließen wir Japan und nahmen Kurs auf Taiwan (Nationalchina). Die Hafenstadt hieß Kaoshiung. Was war denn hier schon wieder los? Da war eine U-Boot Sperre nachts, ab 22:00 Uhr. Kriegszustand und, und, und. Am Tage kamen Boote mit Frauen, und wenn man Lux Seife hinuntergeworfen hatte, hatten Sie ihr Gesicht gezeigt. Aber an Land ging es dann richtig los. Wir fuhren mit den Rikschas und wollten als erstes in den Bars sein. Daraus entwickelten sich richtige Wettfahrten. Jeder gab einen Taiwandollar mehr für den Rikschafahrer, so nannten wir damals die Währung. Aber ans Ziel kamen wir sowieso. Bar, Mädels mit Bleibe, und dann das gleiche, was ihr euch schon denken könnt. Aber oh graus, hier war es kein Hotel oder ein Zimmer, hier waren es Räume. Die waren einfach nur abgeteilt mit Tüchern. Das war ja eigentlich egal, wenn man dabei ist, bekommt man sowieso nichts mehr mit. Hier in Kaoshiung hatten wir Melasse geladen und fuhren Richtung San Francisco nach Stockton, einem River ca. 8 Stunden hoch. Wir fuhren vorbei an den Galapagos Inseln. Leider hatten wir nicht gestoppt, denn diese Urwelttiere, die hier leben sollen, hätte ich, Bangbüx, bestimmt gerne in Natur gesehen. Dann kam die Westküste Amerikas in Sicht. Vom weiten sah man schon die Golden Gate Bridge, unter der wir durchgefahren sind. Ein gewaltiges Bauwerk, und in Hamburg war die Köhlbrandbrücke noch nicht einmal in Planung. Wir fuhren vorbei an der berühmten Knastinsel Alcatraz. Wir fuhren an San Francisco vorbei, den River hoch, ca. 6-8 Stunden. Auch an Militärisches Arsenal, hier lagen Schiffe kilometerweit, teilweise 3 Stück nebeneinander eingemottet und zum Aufrüsten bereit, fuhren wir vorbei. Dann kamen wir in unseren Zielhafen Stockton an. Hier hatten wir nun unsere Ladung gelöscht und nahmen auch wieder Ladung mit nach El Salvador, zum Hafen Acajutla (El Salvador). Um welche Ladung es sich hier gehandelt, weiß ich leider nicht mehr, nach ca. 45 Jahren. Eine Hafenstadt, die halb im Dschungle gelegen, der Strand und die Tropischen Bäume, sowie das Flair der Küste, des Strandes und das klare Wasser, haben mich fasziniert. Wir lagen an einer langen Holzpier und hatten mehrere Tage Zeit. Wir gingen an Land. Es war die Natur, das Leben, und natürlich die hübschen Frauen, welches mir dieser Hafen angetan hatte. Um an Land zu gehen, mußten wir herumgehen, um in das Zentrum an Land zu kommen. Es waren für diese Region wahrscheinlich sehr gute Hütten, na ja, an Kakerlaken hatten wir uns schon gewöhnt. Es gab so Art Kneipen, in denen man einmal bezahlte, dann hatte man eine Frau plus Getränke, und so weiter frei. Selbst am anderen Morgen konnten wir uns waschen, aber fängt nicht das Lachen an. Es war gegenüber, hinter einer Hütte im Freien, und es hieß: Waschhaus. Da sah ich sie, die Schönheiten dieses Landes. In einer aufgeschnittenen Öltonne mit Regenwasser aufgefangen. Die Frauen standen da drin und hatten sich gewaschen. Zum Glück hatten wir auf unserem Dampfer die Möglichkeit zu duschen. Hier lagen wir auch mehrere Tage. Am Samstag gingen wir fast alle spazieren, durch den Urwald. Später kamen wir an eine Tankstelle mit Kaffeteria, oder so ähnlich. Soviel Durst, wie wir alle hatten, sprangen wir da hinein und erblickten einen alten Coca Cola Kühlschrank. Wir stürzten uns auf die edlen gekühlten Getränke, aber nix da, der hatte gar keinen Strom. Die ganze Tankstelle im Urwald hatte gar keinen Strom. Getankt wurde mit Handpumpe. Wir marschierten dann mit allen Leuten zurück an den Strand zum baden. Ich weiß bis heute nicht, ob die Fische, die ich im glasklaren Wasser gesehen habe, beißen oder giftig waren. Aber wir Seeleute hatten sowieso keine Hemmungen. - Geschrieben am 01.01.2011 Hans-Jürgen Fischer

Zusatz zu Essberger Chemist:                                                                                                               Zwischenzeitlich haben sich auch einige Seeleute der damaligen Zeit gemeldet.
Koch: Fred Küchenmeister, Reiniger der Maschine: Wolfgang Kehr, Blitz: Manfred Mühlenfeld (so hieß der Bordelektriker bei der Seefahrt). Die beiden zuletzt genannten waren Zeitzeugen der Tankerexplosion, der Essberger Chemist, bei bzw. vor den Azoren. Die Explosion ereignete sich in den Tanks zwischen den achtern und vorderen Brückenaufbauten, Aufbauten, wo das Hospital, die Brücke, Funkbude und unsere höheren Offiziere, sowie der erste Steward, wohnten. Bei diesem Unglück kam niemand zu schaden, welches  eigentlich an ein Wunder grenzt. Das Schiff brach in zwei Teile und schwamm erst einmal weiter. Die Besatzung hatte gerade Teatime. Das war immer morgens um 10 Uhr. Ein Teil, das Achterschiff, durfte in den Hafen der Azoren geschleppt werden. Das Vorschiff mit den restlichen Tanks wurde von englischen Zerstörern mit einem Übungszielschießen vor den Azoren versenkt.  Nun war die schöne  alten Wilhelmine Essberger von den Weltmeeren verschwunden. Das Achterschiff wurde zum Verschrotten geschleppt. Viele Geschichten dieses Schiffes nahmen jäh ein Ende, aber die Erinnerungen der Fahrensleute bleiben, bei denen, die dieses mitgemacht und erlebt haben.  Vielleicht kommen ja noch ein wenig Augenzeugenberichte dazu…
Ja, zu dieser Zeit gab es auch so genannte Schwimmbecken an Bord, die die Matrosen, Leichtmatrosen, Jungmänner und der Moses, sowie der  Bootsmann und Pumpmann, aufgestellt hatten. Die wurden mit Wasser gefüllt,  so dass wir unterm Sonnensegel, im achtern Bereich, wo das Groh der Besatzung wohnte, in der Freizeit Baden gehen konnten, zwecks Abkühlung. Diese Becken wurden auch dazu genutzt, die Äquatortaufe an Bord durchzuführen. Wehe den, der nicht seinen Taufschein dabei hatte, von den vorigen Schiffen, der wurde dann noch einmal getauft. Manchmal ging es sinnig und friedlich, öfters auch ein wenig härter, oder auch für Weicheier,  grausamer zu. So mancher vierundzwanziger, so genanter Container,  wechselte hier den Besitzer. Aber ausgetrunken und gefeiert wurde dann zusammen. Es waren schöne, aber auch harte Zeiten. Wir haben sehr viel Spaß gehabt. Noch heute erzähle ich meiner Familie und Enkelkinder davon.
Auf anderen Neubauten der mittleren Fahrt, und Nord- und Ostsee, gab es aber schon so genannte Vermessungsluken. Die waren schon moderner und wurden mit dem großen Darm (Feuer und Wasserschlauch) gefüllt, und wir Überseetransportbegleiter der Christlichen Seefahrt, hatten ein modernes Schwimmbad. Es gab bei dieser enormen Seereise nach einem halben Jahr auch eine Auslandszulage, sowie eine Tankerzulage, in Krisengebieten sogar eine Gefahren- und Kriegszulage. Das waren immer D-Marks, wo man gar nicht mit gerechnet hatte. Aber wir brauchten es, um die schönen Häfen und Frauen anzuschauen. Ab und zu, oder des Öfteren, habe ich auch zugeschaut,  wie die Matrosen Rostarbeiten an Deck gemacht haben. Ich habe auf eine Holzkiste gesessen und dann mit den Füssen die Rostmaschine mit der langen Kurbelwelle immer hin und her bewegt. Acajutla kann ich nicht vergessen, eine Stadt zwischen Arm und Reich, die Frauen rassig, dem Süden entsprechend, und im Ort die Bars mit Frauen, schöner konnte es gar nicht sein. Allein das so genannte Waschhaus werde ich wohl mein leben lang nicht vergessen. In alten Öltonnen, oben den Deckel entfernt, Wasser und die Frau hinein, die sich dann Wusch, von oben bis unten. Na ja, die haben sich ja wenigstens gewaschen für den nächsten, was man in der modernen Welt nicht immer Verlangen kann. Eins muß ich noch erwähnen, wenn ein Seemann, der Liegezeit über das Mädchen wechseln wollte, war ganz schön Terror in den Südlichen Ländern. Die konnten schimpfen und meckern, da lief man freiwillig weg. Der Strand von Acajutla war sehr schön und gefiel mir sehr. Ich kannte von Hamburg her die Vierlande mit der Süderelbe und den Hamburger Fischmarkt. Andere Seite, wo nun der Elbtunnel rausschaut,  Richtung Harburg, gegenüber Waltershof, war für uns Kinder einer der schönsten Strände in Hamburg an der Elbe. Nun ist aber alles zu und verbaut.  Na, und wir waren Jung und Ledig, tanzten, hörten Musik, schmusten und knuddelten mit unseren Liebgewonnenen, in dieser Hafenzeit. Ein Leben, was bis heute nicht wieder erschienen ist, das Abenteuer lockte und ich habe es bis heute nicht vergessen. Damals waren, wo heute die Seeleute von Träumen, die Liegezeiten enorm. Da die Heuer noch sehr klein war, hatten wir nicht immer Talers oder Kujampels, wie wir immer so zu sagen pflegten, dabei. Wie oft mußten wir nach Vorschuss betteln, und dann gab die Regierung des Schiffes doch nach, und ich konnte wieder an Land. Viele Seeleute waren in den fremden Ländern geblieben und haben etwas aufgebaut. Ich kenne mehrere davon. Eine Reise der alten Wilhelmine muß ich noch erwähnen. Von San Francisco aus ging es dann der Westküste hinunter, Kurs Richtung Panama-Kanal, der Hafenstadt, Einfahrt Christobal / Colon auf der Seite des Karibisches Meeres. Dieser Kanal wurde als künstlicher Kanal gebaut und ist ca 81 km lang. Hier habe ich den Urwald damals erlebt. Ich war gerade ca. 17  Jahr jung. So vieles habe ich in meiner gesamten Schulzeit nicht erlebt, und immerhin, ich hatte 7 Schulen besucht und bin bis heute durchs Leben gekommen. Allein die Natur in den Tropen. In den Urwaldbäumen sprangen die Äffchen, Vögel und Papageien herum, ein Erlebnis. Auch an dieses denke ich oft zurück. Dann, auf der anderen Seite, als wir den Panama durchfahren hatten, mit den Schleusen und der Hafenstadt Balboa, hinein in den Golf von Panama. Aber erst einmal die Schleusenfahrt: aus den Schiffen wurden die Leinen durch die Klüsen, heute genannt Manilas, herübergegeben, an einer so genannten Lock, ja es waren Locks, befestigt. Man hielt das Schiff auf Abstand, so schleuste man uns entweder hinein oder hinaus aus dem Panama- Kanal. Alles sehr interessant für die Geschichte der deutschen Seeschifffahrt. Ich weiß noch, das dass nun langsam lieb gewonnene Schiff in Balboa lag und ich an Land ging. Mußte ich als Kind, wo meine Kindheit nicht so gut war,  doch alles erkunden. Als Heimkind mußte ich auf dem Bauernhof arbeiten und die Schule war wahrscheinlich auch für das Heim Stephanstift nebensächlich. Hauptsache die Kinder waren untergebracht. Die Bauern bekamen noch richtig Geld für uns. Das war eigentlich für mich in den sechziger Jahren Zwangsarbeit. Hier an Bord war es Hart, aber Herzlich, und die Kollegialität kann man selten mit den Firmen an Land vergleichen. Aber nun weiter in den Golf von Mexiko hinein. Liefen dann den Chemikalien- und Ölhafen Houston in New Orleans an. Dieser Hafen gefiel mir gar nicht, stank nach Chemikalien und Öl, dann den ersten großen, was es in Deutschland noch gar nicht gab. Ein Getränkeautomat, na dann aber zu, und später kamen diese auch zu uns. Auch die Hafenstadt Mobile, in Alabama, liefen wir an. Da ich immer neugierig war, ging ich hier an Land. In Kneipen und Clubs kam man erst mit dem Ausweis, wenn man 21 Jahre jung war, aber in einer bin ich rein gekommen. Muß dazu sagen, in dem alten Old Germany gab es die Volljährigkeit auch erst ab 21, sowie noch Kinofilme. Hier kaufte ich mir die erste richtige Jeans, die passte, aber ich war sowieso noch nie dick gewesen. In Deutschland kannte man so etwas gutes noch nicht. Aber eine Jeans aus den Vereinigten Staaten von Amerika, oh ja. Wenn ich heute teilweise an die verwaschenen Hosen, dazu noch kaputt denke, denke ich noch daran, das wir an Bord im Waschraum die Hosen hingelegt haben, und mit dem scharfen Waschmittel P-3 und den Schrubber geschrubbt haben, damit sie Hell und grau wurden, dann waren doch wir Seeleute die Vorläufer dieser Mode. Auch  Baton Rouge, im Bundesstaat Louisiana, liefen wir an. Aber fragt mich nicht, was wir dort hingebracht oder abgeholt haben. Jedenfalls war das doch schon wieder eine Stadt nach meinem Geschmack. Es war nicht mehr soviel Müll auf den Strassen, aber auch ich war wieder diesen Abend alleine an Land und ging Essen. Ich wusste gar nicht, dass das so schlimm sein sollte in Chinatown. Jedenfalls nächsten Tag an Bord, als ich erzählte, das ich Chinesisch essen war, Oh das ist doch gefährlich alleine, aber ich habe es ja überlebt. Glaube aber auch, wenn drei Männer von der Seefahrt mitgekommen wären, kann es auch gefährlich sein, weil wir dann ja immer mutiger waren. Dann lief das Schiff in die Richtung und nahm Kurs auf dem Mississippi, nach New  Orleans. Fragt mich wieder nicht, ich weiß nicht, was wir geladen hatten. Der River und die Stadt, sehr schön, aber ich war leider nicht an Land, da wir abends wieder ausliefen in Richtung Corpus Christi, dem Bundesstaat Texas. Corpus Christi in Texas, und da stehe ich heute noch zu, war für mich zu dieser Zeit die schönste und freundlichste, sowie auch sauberste Hafenanlage und Stadt, nicht zu vergessen, die Umgebung. Selbst wenn es von Hafenanlagen zu der Stadt fast nur Wüste ist. Also, was möchte ich damit erzählen? Für mich, von den Vereinigten Staaten, habe natürlich nicht alles kennen gelernt. Auch hier gingen wir mit drei Leuten an Land, wollten uns ein Taxi bestellen. Aber, was ist das, braucht ihr nicht, und nahmen uns mit in die Stadt nach Corpus Christi hinein. Was dieser gute und nette junge Mann verschwieg, seine Arbeit war beendet und im großen Haus bei sich zu Hause war eine Feier / Party. Rund ums Haus mit Swimmingpool, Garten und alles drum und dran. Diese freundliche und uns gegenüber sehr nette Geste  brachte uns dreien eine Party, mit Grillen, trinken und tanzen, eine sehr schöne Nacht ein, und dort waren wir beliebt. Ich, der ich noch jung und schüchtern war, wahrscheinlich habe ich dort ein kleines Mädel abbekommen. Es war wunderbar, aber leider sind wir in diesen Hafen nicht zurückgekehrt. Muß noch schreiben, es war das einzige Mädchen, mit dem ich oder Sie mit mir Kontakt hatte (Ihr wisst schon, was ich meine, stellt euch nicht so an).  Getanzt haben wir auch fast die ganze Nacht, und diese freundliche Geste muß ich sagen, vermisse ich in Deutschland. Der größte Teil bei uns sind, ich-  Menschen, Hauptsache, mir geht es gut. Endlich gab es eine Reise in Richtung Heimat, wenn die Reederei mitmachte. Denn, was nun kam, in Richtung Europa, aber nicht Deutschland, sondern den Abmusterungshafen
Antwerpen in Belgien liefen wir an. Es ging mit schnellen Seemeilen an den Azoren vorbei nach Antwerpen in Belgien. Dieses war ein so genannter Abmusterungshafen. Der Hafen von Rotterdam war auch so ein Hafen. Mit ca. 22  Mann von 48, musterten wir ab und fuhren Richtung Köln, dort war auch noch Karneval und wir feierten mit. Die Fahrkarte hatten wir und konnten dann später wieder einsteigen und weiterfahren. Es waren natürlich auch Seeleute, die in der gesamten Bundesrepublik wohnten, aber erst einmal wurde gefeiert im Karneval (war auch das einzige Mal für mich). Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, ein Rest von fünf Leuten war der Rest, der nach Hamburg fuhr, aber irgendwann kamen wir über Hamburg Hauptbahnhof nach Hamburg – Altona an. Mein Vater machte schon die Reederei rebellisch, in der Pallmaille 49, wo ist mein Sohn, aber eigentlich wollte der nur meine Heuer. Traurig aber war, ein Tipp, gebe nie dein Konto in Vollmacht, dann bist Du verraten und verkauft. Na, und irgendwann danach begann dann das Leben für mich alleine.
Diesen Spruch mußte ich mir einbläuen: >>Blaues E im weissen Feld, fahr bei ESSBERGER da, verdient man Geld - Geschrieben am 28.03.2011 Hans-Jürgen Fischer


Zusatz TMS Essberger Chemist

Der Chemikalien Tanker TMS Essberger Chemist, auf dem ich vom 07.07.1965 - 22.02.1966 gefahren bin, läuft am 12.01.1954 mit der Baunummer 661 bei der Deutschen Werft in Hamburg Finkenwerder, für die bekannte Reederei John T. Essberger mit 18.390 tdw, vom Stapel.        Das Schiff hat die Maße: Länge: 177,19m; Breite: 21,95m; 11,53m Höhe; der Tiefgang beträgt: 9,22m. Das Schiff, mit einer Geschwindigkeit von 14 Knoten und einer Besatzungsstärke von 46 Mann, wurde dann am 03.03.1954 an die Reederei abgeliefert. Es wurde danach für den Rohöltransport, für die Amerikanische Vaccum Oil AG (Mobil) eingesetzt (verchartert).          1964 wurde die Wilhelmine Essberger in Emden bei den Nordseewerken zum Chemikalientanker umgebaut. Mit der Wiederindienststellung, im Juni 1964, fuhr dann dieses Schiff als Chemikalientanker, unter dem neuen Namen TMS Essberger Chemist. Danach fuhr ich auf diesem Schiff (1965).                                                                                               Funkoffizier: Hilbig, Elektriker: ?, Logisjunge: H-J.Fischer.

Explosion auf TMS ESSBERGER CHEMIST

Eines der schwersten Schiffsschicksale und Tragödie für die Reederei Essberger und der Deutschen Seeschifffahrt ereignete sich am 02. Juni 1967.                                                    Um etwa 10 Uhr, zum Teatime in der Frühe, gab es zwei Mal nacheinander eine heftige Explosion, die das Schiff erschütterten, die fürchterlich waren. Es geschah unweit der Azoren-Insel San Miguel. Die Decksbesatzung und der Rest der Besatzung waren zu diesem Zeitpunkt in den Messen zum Teatime oder auf der Brücke, vorne und auch achtern in der Maschine. Malerarbeiten auf den Tankdecks achtern waren wohl der Auslöser dieser Explosionen. Hier war zum Zeitpunkt die Teepause der Seeleute. Das Glück, dass niemand zu Schaden kam. Nach den Explosionen entwickelte sich soviel Qualm, das man zuerst die Mittschiffsaufbauten nicht klar erkennen konnte. Da man nicht gleich wusste, was überhaupt geschehen war, wurden die Boote klargemacht und zu Wasser gelassen. Der Funker bekam Order, unverzüglich SOS über den Sender zu senden, danach wurde die Funkanlage des Funkraumes auf Dauerton geschaltet, damit die Essberger Chemist angepeilt werden konnte. Als sich endlich der Qualm verzogen hatte, sah man die Dilemma. Das Schiff war in zwei Teile zerrissen. Das Innendeck, wo die inneren Tanks waren, ich meine das Deck zwischen Achtern und den Mittschiffsaufbauten, war total weggerissen. In den vorderen Aufbauten waren riesige Löcher zu sehen. Um ca 11 Uhr morgens waren dann auch alle 46 Mann Besatzung in den Rettungsbooten nahezu unverletzt. Es ist schon ein Wunder, das hier bei diesem Schiffsunglück keiner zu Schaden kam. Man fuhr aus dem Gefahrenbereich heraus. Um ca 14 Uhr kam das erste Suchflugzeug. Es warf Rettungsinseln ab, Marinetaucher sprangen und stellten eine Funkverbindung her. Zwei Hochseeschlepper wurden zur Hilfestellung angefordert. Ein Norwegisches Motorschiff erschien um ca 19 Uhr und nahm 40 Mann der Besatzung auf. Die letzten 6 Mann der Besatzung wurden von einem der Bergungsschlepper aufgenommen.

Das Achterschiff der Essberger Chemist wurde von einem Bergungsschlepper nach Ponta Delgado, der Portugiesischen Inselgruppe der Azoren, eingeschleppt.

Das Vorschiff des Chemietankers TMS Essberger Chemist, das noch mit ca. 1700 t gefährlicher Chemikalienladung beladen war, wurde vom Hafenkapitän am einlaufen gehindert und verweigert. Danach hatten es zwei englische Kriegsschiffe, das U-Boot Dreadnought und die Fregatte HMS Salisbury mit Torpedoübungen versenkt. Das Achterschiff wurde am 27.08.1967 dann zum Abbruch nach Spanien Castellon geschleppt. Man nennt es auch Verschrottung.

Kleines Erlebnis auf der TMS Essberger Chemist, ein Tanker der Reederei John T. Essberger aus Hamburg-Altona.                                                                                                         Als ich auf der Essberger Chemist als Junge einstieg (anmusterte), hatte ich noch ein Erlebnis mit Kakerlaken, diese kleinen, die Tropischen sind größer. In der Schiffswerft in Hamburg, gingen Arbeiter herum und schmierten und spritzten alle Löcher und Ritzen dicht, wo Tierchen dieser Art herausschauen konnten. Aber als wir den Ärmelkanal verließen, hinein in die Biskaya, und das Klima immer wärmer wurde, da kamen sie heraus, als wäre nichts geschehen. Ich möchte nicht wissen, was diese nachts in der Pantry, Küche, Messen oder Proviantraum machten. Denn es lagen immer irgendwo ein paar Krümel herum. Komisch, in den Tropen wurden diese immer größer. Oben auf den Decks, wo es Planken gab, wurden sogar Wettrennen mit Ihnen veranstaltet. Meine kleine Kakerlake hieß immer Heinzi. Und Heinzi wurde immer schneller, sonst wurde er einfach ausgetauscht, denn es gab ja genug davon. Das waren so die Spiele der Seeleute in der Freizeit. Irgendwie musste man ja die Zeit rumkriegen. Wenn man ausversehen auf diese Dinger drauftrat, machte es richtig Knack.                                                              Am 10.11.2012 geschrieben copyright by Hans-Jürgen Fischer